Ein Leser hat Annette geschrieben, wie sie ein Burnout bekam in der Jagd nach dem perfekten Leben. Hier die Fortsetzung des Briefes und die Antwort von Annette
Liebe Annette,
danke für deine immer sehr weisen Worte! Ich habe gerade Ihre Kolumne zum Thema "Das gute Leben" gelesen und habe die Lust bekommen folgende Frage dir zu stellen: "denn was ist das gute Leben wirklich"? Ich bin eine 32- jährige Mutter von zwei wunderbaren Kindern und bin derzeit mit Stress und Angst krankgeschrieben. Eine hässliche Folge des unter Druck gesetzten und „perfekten“ Lebens, das wir Familien mit kleinen Kindern heute führen sollen.
Da wird erwartet, dass wir alles können und uns gleichzeitig selbst managen. Joggen Sie dreimal die Woche, kümmern Sie sich um Ihre Finanzen, ernähren Sie sich gesund, machen Sie jeden Tag mit ihrem Kind Hausaufgaben, spielen Sie mit ihrem Kind, sehen Sie gut aus, seien Sie immer glücklich und nehmen Sie an verschiedenen Veranstaltungen in Kindergarten und Schule teil.
Ganz ehrlich, ich werde mich bald übergeben - weil es ja keineswegs ein normales und gesundes Leben ist? Wann fangen wir an, aufeinander aufzupassen und nicht nur auf uns selbst? Erkennen, dass es kein perfektes Leben gibt, sondern ein gutes, ruhiges und ausgeglichenes Leben, das es wert ist, angestrebt zu werden und das am besten gemeinsam erreicht wird? Wenn mir nur jemand die Hand gegeben hätte und mir zugehört hätte, wenn ich den Druck, den ich verspürte, loswerden musste - statt sich nur um das eigenen Leben zu kümmern und andre zu urteilen.
Zum Halt, wie kann ich den hässlichen Hintern spüren, jetzt wo ich plötzlich an einem Ort bin, an dem ich nicht mehr mit mir umgehen kann. Mit Stress und Angst im Krankheitsverlauf zu sein und gleichzeitig zwei kleine Kinder großzuziehen, ist gar nicht so einfach. Und ich habe gespürt, dass es ok ist, drei bis vier Monate krankgeschrieben zu sein, dann wird es aber auch vom System, dem Arbeitgeber und den Nächsten erwartet, dass man sich zusammenreißt - wenn man eigentlich nur noch Ruhe und Geborgenheit will! Ich selbst gehörte zu denen, die andere beurteilt haben, ohne zu wissen, was wirklich hinter der Person steckte, und halte dort, wo ich heute verlegen und beschämt bin. Das ist eines der guten Dinge, die ich aus diesem Prozess gelernt habe: Verurteilen Sie andere nicht, bevor Sie nicht wissen, was wirklich hinter der Person und ihren Handlungen steckt. Wann fangen wir wirklich an, die Schmiede des anderen zu sein und nicht nur unsere eigene?
Die allerliebsten Grüße von einer ausgebrannten Mutter
Liebe ausgebrannte Mutter,
Wow ist das ein erhlicher Brief und auch wenn man keine Fragen hat, möchte ich Dir trotzdem helfen, denn du beschreibst einen Alltag als Mutter, Freund und Ehepartner, den viele kennen und das Schlimmste ist, wenn wir nein sagen zu dem, was uns stresst, werden wir von anderen verurteilt, weil sie dem Druck nicht standhalten können und genau diese Verurteilung wird die schwierigste, weil die äußere Verurteilung erzeugt in uns selbst, dass alles nur viel schlimmer werden - ein Teufelskreis.
Wir fangen an uns selbst Hart für unsere unfähigkeit zu Verurteilung wieder und wieder.... Ich meine, niemand kann einen härter Verurteilen als wir selbst – somit verschlimert sich der Druck.
Deshalb nehmen wir Stress auch als etwas ganz anderes wahr, als es tatsächlich ist. Wenn wir gestresst sind, ist es unser Körper, der uns so geschickt sagt, dass es Zeit für eine Pause ist, damit wir nicht komplett zusammenbrennen.
Aber was wir selbst und die Außenwelt uns sagen, ist dass wir lax und schwach sind und wir es uns nicht leisten können, uns die Zeit zu nehmen, die es braucht um aufzutanken.
Es ist einfach so traurig und demoralisierend. Das Gute an all dem ist, dass Du plötzlich aufgewacht bist und den Blick nach innen gerichtet hast.
Ich habe festgestellt, dass ich selbst einmal zu denen gehörtest, die andere zu beurteilten, ohne wirklich zu versuchen, sich in ihre Lage zu versetzen.
Genau dieses Bewusstsein wirst Du in der Zukunft in deinem Leben anwenden können – nicht nur gegenüber anderen, sondern auch gegenüber dir selbst. Dies liegt u.a. in Genuss und Fürsorge für uns selbst, so können wir uns selbst heilen. Wenn wir das geschafft haben, können wir plötzlich wieder etwas für andere sein.
Also ihr Lieben, schämt euch nicht, dass ihr durch Überanstrengung, Stress und Angst untergegangen seid. Betrachte dies stattdessen als Maßnahme, die Du regelmäßig ergreifen musst, um inne zu halten. Du kannst das geschäftige Leben selbst nicht stoppen - und jetzt hast Du die Hilfe deines Körpers bekommen innenzuhalten.
Die Lehre daraus könnte sein, dass Du in Zukunft wirklich gut darin werden musst, dir selbst zuzuhören und das was Du hörst und fühlst, tatsächlich zu respektieren - auch wenn die anderen um dich herum es vielleicht nicht verstehen. Du erwähntest, dass du tatsächlich versucht hast, herauszuschreien, was mit dir passiert ist, aber niemand hat es gehört und hier kann ich nur sagen: Du hast es selbst nicht gehört – oder Du hast dich nicht selbst ernst genommen.
Jetzt bist du an einem Punkt angekommen, indem du nichts anderes tun kannst....
Ich kann deinen Ausruf nach Empathie zur Solidarität und deinem Verständnis herraus hören, auch wenn es gerade sehr in dir schmerzt aber glaube mich, aus diesem Schmerz kannst die schönsten Blumen wachsen - dich selbst ernsthaft liebevoll und wichtig zu nehmen als der Perfekte Mensch und Frau die Gott dich schuff zu nehmen!
Liebe Grüße Annette